Firmengeschichte

Die Firma Förster & Nicolaus wurde 1842 durch Johann-Georg Förster gegründet. Er war Sohn des Licher Stadtschäfers Conrad Förster und kam wohl erstmals mit dem Orgelbau in Berührung, als er mit 14 Jahren bei einer Reparatur in der Licher St. Marien- Stiftskirche dem Orgelbauer Hartmann Bernhard aus Romrod behilflich war.

Anschließend kam er als Lehrling zu seinem Onkel, dem Schreinermeister Alexander Schneider in Steinbach Krs. Giessen. Nach dieser Lehrzeit ging er nach Romrod zu Hartmann Bernhard, um Orgelbauer zu werden. Später arbeitete er als Geselle bei den Orgelbauern Dreymann/Mainz, Bürgy/Giessen und Krämer/Leusel, dessen Tochter er heiratete. 1883 trat Karl Nicolaus aus Steinbach Krs. Giessen als Gehilfe in das Geschäft ein, wurde später Försters Schwiegesohn und Teilhaber und übernahm 1900 als alleiniger Inhaber die Firma Förster und Nicolaus.

Es war eine Zeit technischer Veränderungen im Deutschen Orgelbau, die sogenannte Röhrenpneumatik hielt ihren Einzug und verdrängte vieles, was sich über Jahrhunderte bewährt hatte. Karl Nicolaus´ beide Söhne Karl und Ernst, die den Orgelbau im väterlichen Geschäft erlernten und sich bei verschiedenen anderen Firmen, z.B. Koulen in Strassburg-Oppenau und Augsburg, Faust in Barmen, Seifert in Köln und Kevelaer noch weiter ausbildeten, traten 1923 als Teilhaber in die Firma ein. Die ab 1930 gebauten Orgeln lassen im Hinblick auf ihre Dispositionen bereits deutlich den Einfluß der "Orgelbewegung" spüren.

Anfang der 50er Jahre wurden wieder Schleifenladenorgeln mit mechanischer Traktur gebaut. Zunächst kleine Instrumente (Positive), ab 1953 auch 2- und mehrmanualige Orgeln. Ernst Nicolaus´ Sohn Manfred, der nach dem Krieg im väterlichen Geschäft den Orgelbauerberuf erlernt und sich anschließend bei den Firmen Mönch/Überlingen und Akerman & Lunds Orgelfabrik/Stockholm weiter ausgebildet hatte, trat 1960 als Teilhaber in die Firma ein und war nach dem Tod des Vaters (1966) Alleininhaber. 1975 traten Joachim Müller und 1976 Martin Müller als Lehrlinge in die Firma ein und erlernten den Orgelbau unter Führung von Orgelbaumeister Manfred Nicolaus. In den folgenden Jahren konnten sich beide bei verschiedenen Firmen, wie Fa. Rudolf von Beckerath in Hamburg und Fa. Giesecke in Göttingen, sowie durch Besichtigungsreisen durch die Orgellandschaften Europas, noch weiter ausbilden.

Nachdem Martin Müller und Joachim Müller 1986 die Meisterprüfung abgelegt hatten, wurde die Orgelbaufirma 1988 durch beide zu gleichen Teilen übernommen. Als erste Aufgabe wartete die vollständige Rekonstruktion einer dreimanualigen Orgel hinter der erhaltenen Prospektfassade in der Schlosskirche zu Bad Homburg. Dieses Projekt war wegweisend für die Entwicklung der Firma und im deutschen Orgelbau. Hier konnte M. Müller seine Studien zur technischen und klanglichen Proportionierung historischer Instrumente anwenden und umsetzen, so dass der Stand der Orgelbaukunst im ausgehenden 18.ten Jahrhundert vollumfänglich sichtbar wurde.

Die dort installierte automatische Schöpfanlage für die sechs Keilbälge war eine Pionierleistung und dürfte die erste auf dem Kontinent gewesen sein.

Nach dieser Referenz folgten weitere Aufträge zur Restaurierung der bedeutendsten Instrumente Mitteldeutschlands, von der barocken bis hin zur deutschromantischen Stilepoche.

Herr M. Müller wurde als Arbeitgebervertreter für die deutschen Orgelbaumeister in die Prüfungskommission der neu geschaffenen Zusatzausbildung als Restaurator in diesem Handwerk berufen und erhielt ebenso wie Joachim diesen Titel zuerkannt.

Mit der Übernahme wurde sogleich intensiv mit der Ausbildung einer jungen Orgelbauergeneration begonnen, aus der zwei weitere Meister hervorgingen.
Es wurden bis 2012 60 neue Instrumente mit insgesamt 687 klingenden Stimmen jeglicher Größe hergestellt. Alle individuell und charakteristisch, wobei Truhenorgeln und Kleininstrumente ebenso detailliert perfektioniert wurden, wie die mehrmanualigen Großorgeln.  

Die Kollegen Müller ergänzten sich in ihren Aufgaben. Während Martin neben der Geschäftsführung sich um die äußere Gestaltung, die musikalischen und technischen Konzepte kümmerte, widmete sich der handwerklich begabte Joachim den Aufgaben die teilweise verwegenen Konstruktionen und Ideen zu realisieren.

Leider viel zu früh verstarb Joachim Friedrich Müller im Jahr 2017 im Alter von 57 Jahren.

Ein besonderer Höhepunkt bildete die Restaurierung der Orgel in Ilbenstadt. In dem 5 Jahre andauernden Prozess konnten mit teilweiser kriminalistischer Forschung nicht nur der ungewöhnliche ursprüngliche Konstruktionsstil erkannt werden, sondern auch die Verflechtungen der barocken Orgelbaukunst der Mainzer Schule mit der in Oberschwaben ermittelt und belegt werden.

Die von den Gründerfamilien begonnene Philosophie einer zuverlässigen Instrumentenpflege ist auch heute von zentralem Interesse. Nachdem 1988 240 Pflegeverträge übernommen wurden, so sind dies heute durch besonders aufmerksamen Kundenkontakt nahezu 1000 geworden.

Auch für die Aufgaben der Zukunft ist Förster & Nicolaus gut aufgestellt. Zur Fortführung in der nun sechsten Generation übernahmen zwei begabte und bestens ausgebildete Mitarbeiter aus eigenem Hause zunächst mit Wirkung vom Dezember 2021 die Anteile von Joachim Müller, um ab Jan. 2024 den Betrieb vollends zu leiten. Die Zwischenzeit wird intensiv für die Einarbeitung in die neuen Aufgaben genutzt, um für die Kunden eine kontinuierliche und besonders sorgfältige Betreuung zu gewährleisten. Die neue Leitung wird sich natürlich auch in neuen spannenden stilistischen Prägungen und Innovationen zeigen.

In Kürze werden sich die neuen Inhaber auf dieser Plattform vorstellen.

Wir sind sehr gespannt und freuen uns auf die Zukunft.